Sonntag, 14. Oktober 2007

Lasche Geschichten #3: Bleich im Spiegel


Vor dem Spiel in Wolfsburg gingen die Insassen meines PKW von einer rechnerischen Siegchance der Wölfe von 50 Prozent aus. Ich als Berufsoptimist tippte auf Sieg. Dazu ein Nichttipper („aus Aberglaube“) mit gutem Mutterwitz sowie ein Pessimist, der eine klare Niederlage prognostizierte. Es kam wie befürchtet. Deutliche Packung und jetzt 600 Kilometer heimwärts, Ankunft nicht vor 4 Uhr früh.

Über was reden, wenn man schon seit zehn Stunden zusammen ist? Über die Schiedsrichterleistung haben wir bereits diskutiert, auch über die vielen Strafzeiten, die heute die Punkte gekostet haben. Mein iPod hat 10 Gigabyte Musik und doch fällt mir nicht das passende Genre ein. Schweigen im Wagen und dann doch ein Hoffnungsschimmer. Sie kennen ja die letzte Seite im Stern. Die Rubrik „Was macht eigentlich...?“ ist die letzte Bastion des Stern, seitdem die Reputation als seriöses Nachrichtenmagazin durch den Hitlertagebücher-Skandal 1983 in die Grütze ging. Im Auto spielen wir die Freestyle-Version. Wer hat „Icke“ Hässler die Freundin ausgespannt? Richtig: Uli Hoeness’ Sohn. Wen tunnelte Ex-Eishockeyprofi und Hobbymodel Oliver Kasper 1990 beim Fußball spielen hinter dem Düsseldorfer Eisstadion? Den damaligen DEG-Meistermacher Hans Zach. Frohsinn kehrt jedoch noch immer nicht ein. Keine Ahnung, ich bin viel zu müde und es interessiert mich nicht wirklich und lenke meinen Wagen über den bundesdeutschen Asphalt. Endlich Freiburg Mitte, die Niederlage ist abgehakt. Ein bleiches Gesicht grüßt aus dem Badspiegel und ab ins Bett.

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