Dienstag, 11. September 2007

Schreiende Stille #1: Would you mind playing the guitar?



Folgende Geschichte soll eine Metapher für das grundsätzliche Problem von E-Gitarristen sein, die Welt zu verstehen. Diese Zeilen habe ich extra für unseren Schlagzeuger geschrieben, um seiner Theorie über die "Spezie Drummer" als animalische Welt- äh, Fraueneroberer neue Nahrung zu geben.


Es war Montagabend an einem Herbsttag des Jahres 2002. Ich hatte Manuel Becker nach einem langen Arbeitstag gerade in der Traube abgeliefert – einer typischen Schwarzwald-Pension unterer Preisklasse (aber sauber) - startete meinen Wagen in Richtung Stadtkern, da bemerkte ich im Rückspiegel zwei hell aufleuchtende PKW-Lichter. Mein erster Eindruck war: das ist kein europäisches Fabrikat. Ich erkannte einen Nissan. „Was macht denn meine umtriebige Kollegin da jetzt noch um diese Uhrzeit?“ schoss es mir durch den Kopf. Na ja, egal. Ich hatte ja noch zwei Flaschen Limonade in meinem Auto und dachte mir: vielleicht geht sie noch mit mir ein bisschen cruisen.

Doch als ich gewendet hatte - und mir noch einen Spritzer Eau de Toilette an den Hals sprühte - stand das japanische Auto "american-style" verriegelt gegenüber beim Bäcker in der Rosenstraße. A propos Becker, dachte ich. Erzählte mir Manuel gerade noch, er sei müde. Typisch Journalist.

Ich machte mir den Spaß und wollte ihn auf seinem Handy anrufen und ihn sozusagen inflagranti mit meiner umtriebigen Kollegin erwischen. Au Mann, ich war doch tatsächlich ein wenig eifersüchtig und die Schweißperlen rannten mir über die Wangen trotz der im Nachhinein gefühlten sechs Grad Celsius. Als ich gerade seine Nummer wählte - meine Stimmung lag irgendwo zwischen Wut, Enttäuschung und doch auch Lust am Witz - merkte ich, wie ein Minivan hinter mir langsam und rhythmisch zu wackeln begann. Ich schlich mich langsam heran und konnte nicht genau erblicken, wer da drin war. Die Frau sah ich nur von hinten; er jedoch war genau im Lichtkegel, den eine Straßenlaterne von der gegenüberliegenden Straßenseite warf. Diese Brille kenne ich doch, den Bart aber tragen viele. Irgendwie kommt er mir bekannt vor.

Ich musste näher ran. Auf Grund der heftigen Stöße schloss ich meinen Kumpanen Markus schnell aus - denn da war pure, männliche Energie am Werke. Plötzlich klingelte mein Handy und ich fasste in die Innentasche meiner schwarzen Lederjacke. Dann ging alles sehr schnell. Das Licht im Minivan ging an, ich hörte eine markige Stimme, die mit schwäbischer Sprachfärbung "Hier Volz" sagte. Jetzt erkannte ich die Aufschrift "Elektro Laus" auf dem Lieferwagen. Meine umtriebige Kollegin sprang aus dem Wagen und bemerkte mich zum Glück nicht. Hätte mich auch gewundert, wenn ich mit meinem eplus Handy im Tal Empfang gehabt hätte – hatte wohl denselben Klingelton wie Herr Volz eingestellt.

Ich cruiste also alleine und beschloss – es mag etwa eine Stunde später gewesen sein – in die nächstgelegene Ortschaft zu fahren. Souverän lenkte ich meinen Wagen also in Richtung Nagold. Da entdeckte ich zwischen Altensteig und Ebhausen ein Auto am Straßenrand. „Das ist doch der Wagen meiner umtriebigen Kollegin" schoss es mir in den Kopf und ich kehrte um. "Vielleicht braucht sie meine Hilfe, womöglich eine Panne", waren meine Gedanken. Ich kehrte also um und parkte meinen Wagen. Und tatsächlich, es war das Auto meiner umtriebigen Kollegin. Die Autotür ging auf und ein großer Mann sprang heraus, zog ein paar Klamotten hinter sich her und verließ panisch den Ort des Geschehens. Ich fühlte mich unwohl; da wollte ich helfen und hatte nun zwei Menschen ein paar schöne Minuten, vielleicht sogar eine ganze Nacht zerstört. Nun ja; schon bald war ich zum Glück wieder allein, denn auch meine umtriebige Kollegin war weggefahren. Ich stieg aus meinem Auto, um den Lauten der Vögel zu lauschen, da knarrte es unter meinen Füßen. Oh weh, meine Schuhe hatten soeben eine Brille zerschmettert. Heute war nicht mein Tag; aber am nächsten Morgen würde ich mich bei meiner umtriebigen Kollegin entschuldigen und ich hoffte, dass sie nicht allzu sauer sein würde. Hatte sie mich vielleicht gar nicht bemerkt?

Ich glaube nicht, dass es von Wert ist, diese Geschichte weiter zu schreiben. Es kränkt mich zu sehr und ich bitte um Ihr Verständnis. Ein paar Fragen bleiben aber offen: Wer ist der mysteriöse Mr. Anybody? Wie kam das gebrauchte Kondom in die Werkskantine und warum musste mein Chef am folgenden Tag unerwartet zum Optiker? Ich glaube manchmal, ich habe mich da etwas in eine Sache verannt. Vielleicht nimmt sie gar nicht Notiz von mir.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Achso !
Wäre dieser Artikel nicht besser bei "Lasche Geschichten" aufgehoben ?!
Ja, ich gebe zu eine gewisse Metaebene erkennen zu können.Möchte deshalb kurz ne Diskussion anreissen zum Thema: "Guitaristen sind selbstverliebte Pseudoromantiker, deren Gitarrengriffbrett als Schwanzersatz dient".
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