Dienstag, 25. Dezember 2007

.de/sign #5: Ade Subversion


Designer waren Ende der 70er Jahre aus meinen Augen betrachtet Exoten. Aber nach Meinung der Menschen in der Schwarzwälder Provinz immer noch besser (wenngleich nicht viel) als linksradikale Terroristen. Ja, auch die gab’s in einer Region, in der das Automobil, die Funkuhr, der Kupferstich und die Kehrwoche erfunden wurden. Die Designer waren ziemlich ok und meine Schulfreunde fanden es klasse, dass man diese Leute da duzen durfte, mit ihnen Tischtennisspielen und zusehen wie sie ihre "Bilder" malten. Neben Kunden – man erkannte Sie an den Anzügen – kamen immer wieder Freunde aus den angrenzenden Disziplinen Malerei, Bildhauerei und Architektur vorbei. Also alles sehr bohemian und etablierte Schaffer und Häuslebauer suchte man vergebens, maximal schaute mal ein Stahlstichgraveur vorbei.

Diese Note Subversion gab es bis in die 80er hinein. Design etablierte sich dann über die Jahre in diesem Mikrokosmos. Dies erkannte man an mehreren Aspekten: zum einen gewannen italienische und süddeutsche Sportwagen auf dem frog-Firmengelände die Oberhand gegenüber den rostlaubigen CV 2, R 4 und Audi 50 aus den 70ern. Und Ortsverbände zu den verschiedensten Themen klingelten immer öfters an der Haustür und fragten nach Geld- und Sachspenden für soziale Einrichtungen, Schulen oder Sportplätze (vorher waren es nur der Honigverkäufer, mein Freund Michael oder der Milchmann). Ende der 80er kam dann endgültig der Wandel in der gesellschaftlichen Hackordnung im beschaulichen Altensteig. Und für mich war es persönlich ein Schlag ins Gesicht, als ich folgende Annonce im lokalen Anzeigenblatt las: „Vermiete großzügige 3-Zimmerwohnung, gerne an Designer“. Ade Subversion...

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